Ideenwettbewerb zur Attraktivierung der Verbindungsbahn (1. Preis)
Die in Hochlage befindlichen Anlagenteile bilden durch ihre lineare Ausprägung im Stadtraum den idealen Ausgangspunkt für die Vernetzung mit dem bestehenden Grün- und Freiraumnetz. Hier nimmt die Netzstruktur als grundlegendes Gestaltungskonzept ihren Ausgang. Dessen Umsetzung beginnt bei der Bepflanzung an außenliegenden Anlagenteilen in Form einer Vertikalbegrünung. Die Rankelemente verzweigen sich und geben die übergeordnete Struktur vor, während die Pflanzen selbst mit ihrer arteigenen Verzweigung und Form die jeweilige Detailstruktur im Kontext mit der Gestaltungsaufgabe bilden. Fortgesetzt wird die Struktur in den Ausstattungselementen und Kunstbauten, z.B. als Leitdesign für Shops oder Wartebereiche. Dabei steht die Funktionalität im Vordergrund: Wie die Bäume selbst, ermöglicht die Baumstruktur die Schaffung von Schattenplätzen („Wartebäume“) und ist geeignet für die Anordnung von Spielgeräten und Beleuchtungskörpern mit energiesparenden Leuchtmittelen („Lichtnetz“). Um den funktionalen Nutzen für den Bahnbetreiber weiter zu erhöhen, ist an strategisch und technisch sinnvollen Abschnitten der Hochlage die Anordnung von Anlagen zur Stromerzeugung vorgesehen. PV-Module oder andere künftige Formen alternativer Energiegewinnung (z.B. in das Bauwerk integrierte Windturbinen) versorgen die öffentlich zugängigen Bahnbereiche mit Strom und bilden so das Energie netz der Verbindungsbahn.
Die Verbindung(sbahn), die Vernetzung im Rahmen des Mobilitäts- sowie Grün- und Freiraumkonzeptes im STEP 2025 stehen für Verzweigung. Die Verzweigung, welche die Grundstruktur unserer Pflanzen darstellt, steht im Mittelpunkt der Gestaltung: Als jene Pflanze, die den höchsten Stellenwert einnimmt, wenn es um die Umsetzung von Konzepten zur Reduktion der Auswirkungen des Klimawandels geht, ist dabei der Baum das zentrale Element – mit seiner vielfachen Verzweigung und seinem Netzwerk, das sowohl für das Individuum Baum selbst als auch für seine Vernetzung mit seinem Umfeld steht.
In der Gestaltung des öffentlichen Raumes spiegelt sich dies als horizontale Netzstruktur in der Raumgliederung und den Oberflächenbelägen sowie als vertikale Netzstruktur der Baumkronen und der Bauwerksbegrünung – letztere durch bauliche Elemente als Trägerstruktur für die Bepflanzung und gestalterisches Element (Corporate Design). Die Verzweigung bzw. das Netz findet darüberhinaus auch in die Gestaltung der alltagsrelevanten funktionalen Elemente Eingang. Kunstbauten etwa für Wartebereiche („Wartebäume“), Spielgeräte, Beleuchtungskörper etc. folgen in Ihrer Konzeption der Verzweigung und Netzstruktur. Als Grundmaterialien sind nachwachsende Rohstoffe (Holz) vorgesehen, welche durch robuste Materialien ergänzt werden, wo es die Funktionalität und Wartungsfreundlichkeit erfordert.
Die Anlagenteile werden weiträumig durch eine Berankung der vorgesetzten Elemente begrünt. Die Bepflanzung nimmt seinen Ausgangspunkt in den umliegenden Grünflächen, wodurch sie kostengünstig in der Errichtung und mit einer geringen Pflege- und Wartungsintensität umgesetzt
werden können. Neben dem mikroklimatischen Mehrwert im bahnbegleitenden Grün- und Freiraum erfolgt eine stadträumliche Einbindung und Ergänzung bzw. Stärkung der bestehenden Grünstrukturen und Frischluftschneisen des übergeordneten Grün- und Freiraumnetzes.
Die hier vorgesehenen Vorsatzelemente als Gerüst für die Vertikalbegrünung greifen die gestalterische Verzweigungsstruktur auf und sind so konzipiert, dass keine Zwischenräumeentstehen und Ablagerungen jedweder Art vermieden werden. Der Blick auf die Lärmschutzwände vermittelt Grün und lässt in Teilbereichen Transparenz zu, um einer Barrierewirkung entgegenzuwirken. Stadträumlich findet Vernetzung statt: Abschirmung wo erforderlich, Transparenz wo erwünscht und Erhöhung von Aufenthaltsqualität und Wohlbefinden. Die Bepflanzung selbst ist abwechslungsreich in Form und Farbe, um sowohl gestalterische als funktionale Anforderungen zu erfüllen.
Um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, wird ein klimafitter Grünraum gestaltet. Durch straßenraumtaugliche, stadtklimafeste Baumpflanzungen, begrünte Baumscheiben und Staudenbeete, bodengebundene Fassadenbegrünung, Strauchpflanzungen und extensive Dachbegrünungen/vertikale Begrünung der Wartehütten von Straßenbahn und Bus wird der Straßenraum und die Verkehrsstationen weiter durch Beschattung und Verdunstung abgekühlt. Es kommen standort-und klimanagepasste Pflanzen zum Einsatz, die bevorzugt heimisch sind. Aufgrund hoher Temperaturen im Sommer, Streusalzbelastung im Winter und einer hohen Verdunstung durch Wind kommt dabei der Wasserspeicherung und damit dem unterirdischen Wurzelraum eine hohe Bedeutung zu. Im Rahmen der Neuplanung werden nach dem Prinzip der Schwammstadt ausgedehnte Erdkerne ohne Unter- und Überbauung geschaffen.
LEBENSRAUMVERNETZUNG UND AUSGLEICH
Die trassenbegleitende Bepflanzung setzt sich aus heimischen und ökologisch wertvollen, blüten- und fruchtreichen Gehölzgruppen, reich blühenden extensiven Wiesenflächen (zertifiziertes Saatgut), vertikaler Begrünung und stadtklimaverträglichen Baumpflanzungen zusammen und stellen wichtigen Lebensraum für Insekten und Vögel dar. Durch die Förderung extensiver Flächen im Trassenbereich, möglichst großer und vernetzter Biotope mit gleichbleibende Nutzung wird wertvoller Lebensraum für verschiedene Tierarten geschaffen. Zielarten können mit Hilfe der Erfüllung ihrer Anforderungen gefördert und Ausbreitungskorridore entwickelt werden. Auf diese Art können allfällig erforderliche Ausgleichsmaßnahmen innerhalb des Projekts umgesetzt und damit die Notwendigkeit externer Ausgleichsflächen reduziert werden.
BEPFLANZUNGSSCHWERPUNKT BÄUME
Im Stationsbereich definieren stadtklimafeste und ökologisch wertvolle Baumarten den Raum. Durch ihre Anordnung in Gruppen bzw. linearer Anordnung selbiger Art verbinden sie den Vorplatz und wirken identitätsstiftend. Es werden Bäume mit attraktiven Blühakzenten vorgesehen (Fraxinus ornus, Amelanchier ‘Robin Hill’) bzw. in den Verkehrsinseln, hochkronige wie Gleditsia triacanthos ‘Skyline’. Die Zugangswege zu den Stationen werden durch die Neupflanzungen max. beschattet. Im stationsbezogenen „Park“ finden sich heimische und großkronige Bäume wie Quercus robur und Tilla in stadtklimafesten Sorten eingesetzt. Einen auffälligen Akzent durch ihre besondere Herbstfärbung setzt in Trassennähe der schmal- und hochkronige Gingko biloba ´Tremonia´. Baumscheiben im Straßenraum sind bevorzugt mit robustem Landschaftsrasen aber auch mit trockenresistenen, ökologisch wertvollen und pflegeleichten Staudenmischungen begrünt
ÖBB-Infrastruktur AG
GB Projekte Neu-/Ausbau
Projektleitung Wien-Süd
A-1020 Wien, Praterstern 3
Wettbewerbsart: Anonymer, offener, zweistufiger Ideenwettbewerb im Unterschwellenbereich
zur Erlangung von Gestaltungsvorschlägen für die Verbindungsbahn, Stationen und Vorplätze
Standorte:
Knollconsult Umweltplanung ZT GmbH
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